Manche von uns mögen vielleicht denken, „Warum soll ich mich mit meinem inneren Kind auseinandersetzen? Warum soll ich in die Vergangenheit schauen? Ist es nicht viel besser, vorwärts zu schauen?“
Das mag auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen. Das Problem ist jedoch, dass viele von uns Belastungen mit uns herumschleppen, die in der Kindheit entstanden sind. Das können Themen sein wie ständig Angst zu haben, von nahen Bezugspersonen verlassen zu werden. Oder sich nicht liebenswert zu fühlen. Oder das Gefühl zu haben, nicht gut genug zu sein. Solche Themen entstehen dadurch, dass in unserer Kindheit grundlegende psychische Bedürfnisse wie z.B. Zuwendung oder Anerkennung nicht befriedigt worden sind. Die dadurch entstandenen schwierigen Lebensthemen werden in unserem Unbewussten abgespeichert und beeinflussen von dort aus unser Leben lang unser Denken, Fühlen und Handeln.
Das bedeutet, dass wir, so lange wir diese Lebensthemen nicht gelöst haben, gar nicht wirklich in der Gegenwart sein können.
Stattdessen werden wir ständig durch unsere ungelösten Themen aus der Kindheit „ferngesteuert“, ohne es zu merken.
Wenn unsere psychischen Bedürfnisse in der Kindheit nicht befriedigt werden, entsteht in uns ein verletzter, bedürftiger Teil.
Das ist unser verletztes inneres Kind.
Häufig lernen wir, dass das verletzte innere Kind nicht sein darf. Unser verletztes inneres Kind wird dann unser ganzes Leben lang von uns im Stich gelassen, so wie es in der Kindheit von unseren Bezugspersonen im Stich gelassen wurde. Wenn es sich doch einmal meldet, wird es entweder verdrängt oder durch übermäßige Aktivitäten kompensiert.
Ein wichtiger Teil der inneren-Kind-Arbeit besteht darin, dass wir lernen, uns um unser verletztes inneres Kind zu kümmern.
Dass das verletzte innere Kind sein darf und dass Raum für es da ist. Zuvor müssen wir jedoch den Teil in uns, der sich um das verletzte innere Kind kümmern soll, stärken. Dieser Teil ist die gesunde Erwachsene in uns. Und die gesunde Erwachsene in uns muss den inneren Kritiker in seine Grenzen weisen. Dieser ganze Prozess ist wie eine Art Nachbeelterung für das verletzte innere Kind.
Wenn das verletzte innere Kind in uns versorgt ist, dann können die glücklichen, unbeschwerten Anteile in uns wachsen und gedeihen.
Dann können wir unsere innere Kraft, unsere Lebensfreude und unsere Kreativität wiederentdecken.